Dorfentwicklungsprojekt: Furth MIT Göttweig

Veröffentlichungsdatum26.07.2024Lesedauer10 MinutenKategorienStartseite
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Unsere neue Ortsmitte – Furth MIT Göttweig

Seit mittlerweile fast 5 Jahren arbeiten wir nun an unserer neuen Ortsmitte. Viele von Ihnen haben mitgeholfen – sich aktiv an Ideenwerkstatt und Themenworkshops beteiligt – Danke dafür! Heuer im Frühjahr konnte die erste konkrete Planungsphase – der Vorentwurf – fertiggestellt werden. 

Wir wollen hier nun ausführlich berichten! Der Grundrissplan vom gesamten Ortszentrum vermittelt ein erstes Bild, wie unsere Ortsmitte in Zukunft aussieht.

Mit Abschluss des Vorentwurfes liegt nunmehr das endgültige Konzept mit all seinen Raumaufteilungen, Ansichten und Platzgestaltungen vor. Eine spannende, diskussionsreiche Zeit liegt damit hinter uns, ein weiterer arbeitsreicher Projektabschnitt mit dem Entwurf, der Einreichung zur Baubewilligung und dem Baustart liegt unmittelbar vor uns.


WAS IST BISHER PASSIERT?

Grundlage für den Vorentwurf war der zur Architekturausschreibung erstellte Masterplan (siehe www.furthmitgöttweig.at). Dieser wiederum wurde 2021 im Zuge der Ideenwerkstatt unter Einbindung der Bevölkerung erstellt. Die mehrtägige Ideenwerkstatt und die darauffolgenden Arbeitskreise legten die für den Masterplan und damit für den Vorentwurf wesentlichen Eckpunkte fest. Die Wünsche der Bevölkerung – also Ihre Wünsche – waren vielfältig. Die Entscheidung die Volksschule im Gebäude zu belassen und nicht auf die "grüne Wiese" zu bauen, fiel auf breiter Basis. Auch eine integrierte Bücherei, einen Ort für Veranstaltungen zu schaffen, nicht zugeparkte, verkehrsberuhigte Plätze, neuen Wohnraum im Zentrum und Platz für kleine Geschäfte waren wesentliche Punkte und Herausforderung für die Planung.

Der MasterplanDas alles in die Umsetzung zu bringen, bedeutete viele Arbeitssitzungen gemeinsam mit dem Stift Göttweig, dem gemeinnützigen Wohnbauträger "EGW Erste Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH" und den Planungsbüros u.a. für Architektur, Verkehrsplanung, Freiraum, Energieplanung und Raumplanung, das alles mit Koordinationsunterstützung des Kremser Büros kpp consultING.



PLANUNGSFRAGEN RUND UMS NEUE ORTSZENTRUM

Denkmalschutz - Grundstückgrenzen - Geologische Untersuchungen

Wichtige (Vor)abstimmungen betrafen Fragen des Denkmalschutzes und des Ortsbildes. Aufbauend auf eine bauhistorische Untersuchung und der Tatsache, dass große Teile der Volksschule unter Denkmalschutz stehen, wurden Fragen einer Umgestaltung, vom Innenbereich bis hin zur Fassadengestaltung mit dem Denkmalamt und den Sachverständigen des Landes NÖ für das Weltkulturerbe Wachau abgestimmt. Das betraf auch den Wohnbau, wobei hier die endgültige Lage der einzelnen Wohnblöcke und die Abstimmung der Dachformen, etwa gegenüber dem Kirchenbau, im Vordergrund standen. Nach Festlegung der Bebauungsgrenzen müssen nun Adaptierungen an den bestehenden Grundstücksgrenzen zwischen den Eigentümern Stift Göttweig, Pfarre Furth und dem öffentlichen Raum der Marktgemeinde vorgenommen werden. Zusätzlich standen einige "Schürfe" zur Feststellung des geologischen Untergrundes, etwa hinsichtlich seiner Tragfähigkeit und Wasserdurchlässigkeit, an.

Alternative Energieversorgung

Viel Raum wurde dem Thema klimafreundliche Energieversorgung eingeräumt. Probebohrungen zur Abschätzung einer Erdwärmebilanz, Festlegung und Dimensionierung einer Hackschnitzelheizung, die zusätzlich für die neue Ortsmitte samt dem Pfarrhof die nötige Wärmemenge liefern soll, waren Thema. Unter Berücksichtigung verschiedener Optionen wurde die Errichtung eines gemeinsamen Hackschnitzelheizwerks beschlossen.

Die Verstärkung und Neugestaltung der Stromversorgung ebenso: diese erfolgt via EVN Netz Niederösterreich. Trassenführung, ein neuer Trafo Standort, zusätzliche Fragestellungen zur Dimensionierung, etwa für PV-Anlagen, waren zu klären.

Brandschutz

Ein Dorfmitteprojekt der vorliegenden Größe stellt hohe Anforderungen an den Brandschutz. Gemeinsam mit der FF Furth und Brandschutzfachleuten wurden etwa Fragen der Feuerwehrzufahrt, Aufstellplätze für Löschzüge, Standorte für Hydranten und Wasserversorgung für Steigleitungen abgestimmt.

Hochwassersicherheit

Viel Aufwand bedeutete die Klärung der Hochwassersicherheit, liegt doch unsere Ortsmitte direkt an der Fladnitz mit bekanntlich schnell steigendem Pegel. Dabei galt es 2 Aspekte zu berücksichtigen: zum einen dürfen neue (Zu)bauten im Bereich des 30jährigen Hochwassers nur unter bestimmten Bedingungen errichtet werden, zum anderen dürfen die neu entstehenden Gebäude die Hochwassersituation in anderen Bereichen nicht verschlimmern. Mehrere Berechnungen und Computersimulationen durch Fachbüros und die Abklärung der wasserrechtlichen Situation mit der Bezirkshauptmannschaft Krems waren notwendig.


ERGBENISSE DES VORENTWURFS

Unsere neue Volksschule nimmt Gestalt an!

Wie im Masterplan vorgesehen, wird unsere Volksschule komplett saniert, modernisiert und erweitert.

Jeder Neu- und Umbau einer Schule fußt u.a. auf Vorgaben der Schulbehörde. Im vorliegenden Fall kommt noch die Herausforderung denkmalgeschützter Bereiche hinzu, die mit der Adaptierung der Klassenräume und der Integration von 4 zusätzlichen Klassenräumen und einem großzügigeren Eingangs- und Aufenthaltsbereich verzahnt sind. Da sind behördliche Vorgaben, unter anderem von Mindestgröße der Klassenräume, Barrierefreiheit, Anforderungen für die Lehrküche für den Kochunterricht der Sonderschule, Standards der Raumbelüftung und -belichtung zu erfüllen und wiederum mit der Schulbehörde abzustimmen. Das alte Gebäude – eigentlich eine Reihe miteinander verbundener Bautrakte – wird außerdem generalsaniert und mit komplett neuer, zeitgemäßer Haustechnik (Fußbodenheizung, Elektrik, EDV, usw.) ausgestattet. Offen und ehrlich müssen wir aber hier auch sagen, dass für die Sanierung aus Kostengründen leider auch Abstriche hingenommen werden müssen. Eine Generalsanierung des Turnsaals muss hintangestellt werden, zusätzliche Räume für die Musikschule können nicht umgesetzt werden. Trotzdem entsteht ein großzügiges, komplett neues Raumkonzept, das viel Platz bietet und sich auch in Zukunft flexibel an die Bedürfnisse unserer Schule anpassen lässt.

All diese Fragestellungen wurden mit den Planern abgeklärt, vom Baubeirat diskutiert und abgesegnet. Der verpflichtende Baubeirat, der zu den wichtigen Bauphasen tagt, besteht aus Mitgliedern aller Fraktionen des Gemeinderats und wird fachlich durch das Büro kpp consultING unterstützt.

Der Kulturstadl – mehr Raum für Bildung und Kultur

Direkt verbunden mit der neuen Volksschule ist der gemeindeeigene Kulturstadl. Hier haben zukünftig Veranstaltungen unserer Vereine, Feste von Privatpersonen oder auch neue Angebote Platz. Grundsätze für die Planung für eine höchstmögliche flexible Nutzung waren wenig Raumtechnik, eine flexible Bühne, Platz für rund 120 Personen, eine energieoptimierte Heizungsmöglichkeit und die Einbindung des Außenraumes, des Meierhofplatzes, abgestimmt mit den Nachbargebäuden Schule und Meierhof (Stift Göttweig). Das Veranstaltungsbuffet ist gleichzeitig die Schullehrküche, mehrere Zugänge - auch über die Schulaula – bringen Flexibilität in der Nutzung. So kann ein Maximum an Synergien erreicht werden. Südlich angrenzend an den großen Kulturstadl befindet sich der kleine Veranstaltungssaal im Meierhof, der zum Projekt des Stiftes gehört. Dieser Saal ist auch im Winter beheizbar und kann so das ganze Jahr über genutzt werden. Für beide Veranstaltungsräumlichkeiten wird ein gemeinsames Nutzungskonzept entwickelt, das durch eine eigene Trägerorganisation /z.B. Kulturverein) umgesetzt werden soll. 

Der Meierhof – zukünftig Treffpunkt für uns alle

Der alte Meierhof bleibt im Stiftsbesitz – wird aber dem Wunsch der Bevölkerung entsprechend in einen Ort der Begegnung, Gastfreundschaft und Kultur verwandelt. In direkter Nachbarschaft mit der Schule und den Veranstaltungsräumen war eine enge Nutzungsübereinstimmung das Ziel: Bistro, Gästezimmer für Besucherinnen und Besucher und Adaptierung wie auch Ausbau der denkmalgeschützten Gebäude sind wichtige Elemente der "neuen Ortsmitte". Besonderer Wert wurde auf die Gestaltung des Meierhofplatzes gelegt: Schatten, Wasserdurchlässigkeit der Platzfläche, eine offene Loggia, die eine flexible Bühne für Außenveranstaltungen aufnehmen kann, sind als einige Punkte anzuführen.

Modernes Wohnen mitten im Ort

Ein lebendiges Ortszentrum braucht Menschen, die hier wohnen! Die alten Kelleramtsgebäude aus den 70er Jahren machen Platz für neue Wohnmöglichkeiten direkt im Zentrum und doch im Grünen.

Für 42 Wohnungen, die in einer Größe von 45 bis 100m² hergestellt werden, liegt nunmehr eine genaue Planung vor. Das gilt für die exakte Lage der mehrgeschossigen Wohnblöcke und auch die Ausweisung gewerblicher Flächen im Erdgeschoß. Die bestehenden Pilzzucht in einem Kellerteil des Stiftes wird in die Planungen miteingebunden. Die Schnittstelle der Wohnbauten zum denkmalgeschützten Bereich des Eingangsbereiches zum Kelleramt, dem unterirdischen Teil der großangelegten Kelleranlage, die auf das frühe 18. Jahrhundert zurückgeht, wurde intensiv mit Vertretern des Bundesdenkmalamtes erarbeitet. Auch der Vorentwurf für die Außenanlagen liegt vor, viel Grün, viel Bäume bis hin zu einem kleinen Hochbeetgarten sind vorgesehen. Die häufigsten Frage nach dem Wohin mit den PKWs für die neuen zukünftigen BewohnerInnen wurde ebenfalls bearbeitet: ALLE Stellplätze des Wohnbaus verschwinden unter die Erde in eine unter den Wohnblöcken liegenden Garage. Zusätzlich stehen weitere Stellplätze für die Gewerbebetriebe, etwa das Bistro und für die Gästezimmer zur Verfügung. Damit wird ein klar formulierter Wunsch der Bevölkerung nach möglichst autofreien Plätzen im Zentrum von Furth soweit wie möglich entsprochen.

Es werden ausschließlich Mietwohnungen errichtet und zur Förderung durch die niederösterreichische Wohnbauförderung eingereicht. Die Miete wird kostendeckend im Rahmen der Gemeinnützigkeit kalkuliert. Weiters werden 4 Wohnungen und 8 Gästezimmer in den Bestandsgebäuden des Meierhofs und Kelleramts von Stift Göttweig errichtet. In dem Wohnbau werden ca. 300m² Gewerbe- und Büroflächen im Erdgeschoß eingeplant, welche teilweise in Verbindung mit den Kellerröhren genutzt werden. 

Die Wohnungen werden auf der Homepage der EGW-NOE www.egw.at im Sommer 2025 zur Anmietung angeboten. Eine Anmeldung erfolgt auf konkrete Wohnungen mittels eines Kundenkontos. Die FurtherInnen und Further können ihr prinzipielles Wohnungsinteresse gerne schon vorab an jelena.lastro@egw.at übermitteln und werden vor Freischaltung der Wohnungsanmeldung von der EGW-NOE verständigt.

Der Freiraum – viel Platz für Menschen, notwendiger Platz für Autos

Die neue Ortsmitte bietet viel qualitativen Freiraum. Es werden zusätzliche, neue öffentlich nutzbare Plätze geschaffen, die viele neue Nutzungsmöglichkeiten bieten. Vom einfachen „Sich auf einen Kaffee treffen“ oder „Auf die Kinder warten“ bis hin zu Brauchtums-, kulturellen und kirchlichen Veranstaltungen und Märkten. Die Freiraumplanerinnen und -planer haben den Wunsch nach viel Grün, schattigen Bereichen und autofreien Zonen berücksichtigt und große Priorität eingeräumt. Gleichzeitig wurden uns auch von aktuellen und zukünftigen Nutzern der Bedarf für zumindest eingeschränkte Zufahrtsmöglichkeiten und Abstellplätze teilweise recht vehement zugetragen. Allen Anforderungen wie Zufahrtsmöglichkeit, Parkraum für Veranstaltungen und Kirchenbesuche, verkehrsfreie Warte- und Spielbereiche vorm zukünftigen Schuleingang und vieles mehr zu gewährleisten, forderte viel Diskussion unter Beiziehung von Fachexpertisen und gelungenen Beispielen aktueller Platzgestaltungen.

Ein eigenes Verkehrskonzept für unsere Ortsmitte

Rasch klärte sich, dass die Anforderung an Parkraum nicht allein über die Ortsmitte zu bewerkstelligen ist. Zusätzliche Erhebungen waren notwendig. So wurden im Zuge von Veranstaltungen, Vorträgen im Pfarrhof, kirchlichen Hochfesten und auch Alltagssituationen (z.B. Bringen und Abholen der Schulkinder) die umliegenden Parkräume bezüglich ihrer Auslastung erhoben. Die Ergebnisse flossen in eine Studie eines Verkehrsplaners ein und wurden ausführlich vom gesamten „Ortsmitte-Team“ diskutiert und schließlich in den Vorentwurf integriert.

Eines vorweg: wir wollen - wiederum in Umsetzung des öffentlichen Beteiligungsverfahrens "Ideenwerkstatt" - ein lebendiges Zentrum, eine Ortsmitte wo sich Menschen begegnen können und im Mittelpunkt stehen, Plätze wo sich die Schüler und Schülerinnen vor dem Unterricht frei und sicher bewegen können und das heißt da und dort auch Lösungen zu finden, die unter Umständen für manche anfangs etwas ungewohnt ausfallen könnten.Landkarte

Die wichtigsten Punkte für die zukünftige Verkehrs- und Parklösung Ortsmitte:

  • alle neu errichteten Wohnungen verfügen über einen Garagenstellplatz
  • zusätzlich gibt es 10 Garagenstellplätze für Mitarbeitende in den Gewerbebetrieben und die Gästezimmer
  • am Kirchenplatz werden für Lehrpersonal und Kirchenbesucherinnen und -besucher Parkplätze entlang der Pfarrhofmauer errichtet
  • für Veranstaltungen steht hinter dem Gemeindeamt und im Umfeld der Ortsmitte am Abend und den Wochenenden ausreichend Parkraum zur Verfügung
  • für Bistro und Zulieferdienste sind Parkplätze südlich der Kirche vorgesehen
  • zu Beginn der Rechten Bachzeile wird eine Kiss&Go Zone (Ausstiegsstelle) für die „Elterntaxis“ angedacht.
  • Zur Verkehr- und Parkplatzentlastung der Ortsmitte bei zusätzlichem Bedarf wird ein Sammelparkplatz in der Nähe des Kreisverkehrs ADEG erwogen.

WIE GEHT ES NUN WEITER?

Bleibt noch die vielfach mit Spannung erwartete Frage nach dem Baustart und damit auch nach der Schulübersiedelung: nach Freigabe des Vorentwurfes folgt nun bis Ende Sommer die Einreichplanung, anschließend die Ausschreibung der Gewerke. Das bedeutet, dass der Baubeginn mit Frühjahr 2025 für Schule, Meierhof und Wohnbau, vorausgesetzt dass es keine weiteren "Preisüberraschungen" gibt, angesetzt werden kann.

Die Übersiedelung der Schule in nahegelegene Ausweichquartiere ist für das Sommersemester 2025 vorgesehen. Die dafür benötigten Räume sind mit der Schulbehörde akkordiert und abgenommen, befinden sich großteils in der Mittelschule (je nach Bedarf 4-5Klassen), wie bisher über dem Gemeindeamt sowie im Thennerhaus in der Herrengasse. 

Die Vorbereitungen für den Baustart beginnen bereits diesen Sommer mit den dazu nötigen Kanal- und Infrastrukturverlegungen wie Wasser, Kanal Strom, Glasfaser etc. Dieses Jahr bereits wird auch mit dem Abbruch der Kelleramtsgebäude begonnen. Der Abbruch ist wiederum Voraussetzung für den 50t Antransport des neuen Trafos, der auf Grund der Dimension nur über den Kirchenplatz möglich ist. 

Im Juli/August 2024 ist durch die Infrastruktur-Baustelle die Kirchengasse im Ortskernbereich nicht für den Autoverkehr nutzbar. Ab Herbst 2024 ist durch die beginnenden Abrissarbeiten bereits mit Einschränkungen im Bereich Kirchenplatz und Meierhof-/Kelleramtsareal zu rechnen. Es wird in den nächsten Monaten viel passieren und nicht immer einfach sein – daher bitten wir schon jetzt um Ihr Verständnis!

Freuen wir uns gemeinsam auf die Zeit danach - im Herbst 2026 soll unsere neue Ortsmitte Realität werden!Mit Unterstützung von Bund, Land, und Europäischer Union